Quantenphysik - Abkehr vom Determinismus?
- M. Patrick Kleinn

- 29. Jan. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Apr.

Die Abkehr vom deterministischen Weltbild in der Quantentheorie, zumindest in der Kopenhagener Deutung, wurde von manchem Philosophen mit großer Zustimmung aufgegriffen. Spielt sie doch ihrem Freiheitsverständnis in die Karten. Deutet sich allerdings gerade ein Paradigmenwechsel an? Können Quantenphysik und Determinismus doch Hand in Hand gehen?
Freier Wille und Quantenphysik
Die Position des Libertariers Robert Kane in der philosophischen Debatte um Willensfreiheit hat so manchen Spott hervorgerufen. Er behauptet, dass die prinzipielle Unbestimmtheit der Quantenereignisse die Bedingung der Möglichkeit für nicht-determinierte Entscheidungen und damit für Willensfreiheit darstellt. Anders ausgedrückt: Die Interpretation der neuronalen Prozesse als kausal nicht festgelegte Quantenereignisse eröffnet laut Kane eine Unbestimmtheitszone, in denen sich freie Entscheidungen vollziehen können. Die neuronalen Prozesse sind also der makroskopischen Festlegung entrückt. Freier Wille und Physik werden für Kane miteinander vereinbar.
Die Frage nach der Determiniertheit des Universums, also ob alles vorherbestimmt ist, gehört zu den grundlegendsten Fragen der Physik. Die klassische Physik, die Newtons Gesetze und die Relativitätstheorie umfasst, tendiert im Allgemeinen eher dazu, deterministisch zu sein. Im Gegensatz dazu erlaubt die Quantenphysik, die das Verhalten von Materie und Energie auf klein(st)er Skala beschreibt, zufällige Ereignisse, objektive Unbestimmtheit. “Each nucleus decays spontaneously, at random, in accordance with the blind workings of chance”, so formuliert John Gribbin die quantentheoretische Überzeugung.
Hier sieht Kane die Lücke im Weltenlauf, wo seine Theorie der Willensfreiheit ansetzen kann. Die Quantenphysik und diese Idee der Unbestimmtheit bewahrt den menschlichen Willen vor der kausalen Festlegung. Er verweist dabei selbst auf naturwissenschaftliche Arbeiten, um seiner Auffassung empirische Plausibilität zu verleihen. Wird diese Bastion der Willensfreiheit nun erschüttert? Wird der Zufall, die Unbestimmtheit aus der Quantenphysik ausgetrieben? Laut dem jüngst verstorbenen Physiker James Hartle ist das Quantenuniversum womöglich noch stärker deterministisch als das Universum, wie es in der klassischen Physik beschrieben wird.
Mehr dazu in diesem vorzüglichen Artikel:



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